2009 / Kommunalpolitischer Abend
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1. April 2019Verkehrsentlastung für Bermatingen und Ahausen
Verkehrsentlastung von Bermatingen und Ahausen unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen Dorfentwicklung war Thema der vergangenen Sitzung des CDU-Ortsverbandes. Eingeladen dazu waren Kommunalpolitiker, die die Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich mitgeprägt haben.
Eine Kurzübersicht über 30 Jahre Dorfentwicklung unter dem Aspekt der Verkehrsentlastung vermittelte Bürgermeister a.D. Alois Gohm. Bereits seit den 50ger Jahren wird die Verkehrsentlastung im Bodenseeraum über Straßenplanung diskutiert. Das Vorhaben der Hinterlandtrasse zwischen Bermatingen und Ahausen mit einer taktischen Geraden als militärischem Behelfsflugplatz auf 10 m hohem Damm, das die Gemeinde in ihrer Weiterentwicklung massiv beeinträchtigt hätte, wurde verworfen. Damit war der Weg frei für den Bau der Sportstätten in Bermatingen und für die Realisierung der eigenen Wasserversorgung: Diese Vorhaben wurden zwischen 1980 und 1985 verwirklicht. Darüber hinaus wurde der Ortskern im Rahmen der Dorfentwicklung aufgewertet, historische Bauten renoviert und die Durchgangsstraße verengt, soweit zulässig, und Parkplätze geschaffen.
Bereits seit den 50ger Jahren suchten Bodenseegemeinden nach regionalen Lösungen des Verkehrsproblems. Umfahrungen wurden in Immenstaad, Überlingen, Meersburg und weiteren Gemeinden gebaut und sie haben sich hervorragend bewährt. Das Aus für die Hinterlandtrasse einer A 98 kam nach 2000, indem sie endgültig aus dem Verkehrsleitplan gestrichen wurde, der alle mittel- und langfristig geplanten Vorhaben enthält.
Zur Diskussion über die Verkehrsprognosen äußerte sich Straßenbaudirektor a. D. Bertold Frei. Fakt ist, dass die umliegenden Gemeinden neue Baugebiete ausweisen und Gewerbegebiete erschließen; diese zusätzlichen Bewohner und Arbeitskräfte werden mit ihren PKW’s das Verkehrsaufkommen erhöhen. „Wir werden erdrückt und in die Zange genommen“, so Berthold Frei.
Jede Straßenbaumaßnahme ist ein Einschnitt in Natur und Landschaft und deswegen müssen Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen werden, das war sich die CDU-Runde einig.
Langfristige Dorfentwicklung ohne Umfahrungsstraße birgt verschiedene Gefahren. Für Alois Gohm besteht die Gefahr der „Zementierung“ der bestehenden Dorfstraße als Durchgangstraße und Ersatz für die Hinterlandtrasse. Hohes Verkehrsaufkommen würde weitere Schäden an den Gebäuden im historischen Ortskern verursachen, die Schadstoffbelastung entlang der engbebauten Ortsdurchfahrt würde noch weiter zunehmen. Staus in Bermatingen und deren Umfahrung über Schleichwege durch Ahausen wären Alltag. Bestehende Wohnungen entlang der belasteten Straßen könnten leerstehen, neue würden nicht geschaffen. „Wer möchte heutzutage auf dem Land an einer vielbefahrenen Straße leben?“
Langfristig müsste sich die Gemeinde ohne Ortsumfahrung zwangsläufig auf die Suche nach einer neuen Ortsmitte machen. Dennoch müssten sich die Verkehrsplaner mit einer Lösung des Verkehrsproblems beschäftigen, das dann eventuell überregional sinnvoll wäre, aber die Belange Bermatingens hinten anstellen würde, so die Befürchtung des erfahrenen Kommunalpolitikers. Zudem würde die Markdorfer Umfahrung mit Anschluss am Haslacher Knoten zu einer massiven Belastung der Ortsdurchfahrt Ahausen führen.
Diesen Nachteilen steht die Unversehrtheit der Natur entgegen und das ist es eine Frage der Abwägung von verschiedenen Lebensgütern, so war die Meinung der Runde.
Die Verkehrsberuhigung durch die geplante Umfahrungsstraße würde eine nachhaltige Dorfentwicklung ermöglichen. „Es besteht dann keine Gefahr für eine ständige Hinterlandtrasse durch das Dorf selbst“, so die Einschätzung von Alois Gohm. „Der Ortskern kann umfassend gestaltet werden, er behält seine Identität und bietet neue Möglichkeiten für Wohnen und Gewerbe.“ Dann wären identitätsstiftende Veranstaltungen im Ortskern wirklich möglich. Eine geringere Schadstoffbelastung Weinberge entlang der L205 ist auch zu berücksichtigen. Der Slogan „Fachwerk und Reben gemütlich erleben“ kann so für die zukünftigen Generationen gelten.
Diskutiert wurde in der CDU-Runde des Weiteren über Details der ausliegenden Pläne. Erhard Jauch sieht die Bauten mit den Augen des Landwirts, für den der Boden Existenzgrundlage ist und dessen Berufsstand die Landschaft pflegt. Gemeinsam mit dem Straßenexperten Bertold Frei wird er die geplanten Brückenbauten und den Kreisverkehr kritisch unter die Lupe nehmen und nötige Eingaben beim Bauträger anregen.
Über den gesetzlichen Rahmen hinausgehende Lärmschutzmaßnahmen wurden ebenfalls diskutiert.
Unabhängig von der Umfahrungsstraße muss der öffentliche Personennahverkehr auf der Schiene ausgebaut werden, das war Meinung der Runde, das gehöre auch zur Verkehrsentlastung im Sinne einer nachhaltigen Dorfentwicklung.
(Carola Uhl)